Ein Burka-Verbot löst das Problem nicht!

Glaube, ich kann von mir behaupten, weltoffen und tolerant zu sein. Das als Vorrede. Aber ich sehe mit sehr viel Sorge, dass innerhalb von kurzer Zeit auf dem Marktplatz von #Mannheim (ich kann von meinem Arbeitsplatz auf diesen sehen) immer mehr vollverschleierte Frauen mit #Burka auftauchen. Ich finde das bedrückend. Ich merke, wie ich hier selbst an meine Toleranzgrenze komme. Vorhin stand ich auch mit einer vollverschleierten Dame im Fahrstuhl. Sie guckte auf den Boden und um dieser Situation irgendwie zu entkommen, schaute ich halt die ganze Zeit auf ein Handy. Die ganze Situation war unangenehm. Und das will ich nicht! Gleichzeitig bin ich hin & hergerissen. Auf der einen Seite will ich tolerant sein, auf der andere Seite aber auch nicht unangenehme Gefühle in einem Fahrstuhl oder auf dem Marktplatz haben. Ein Dilemma... 

Ich weiss von muslimischen Freunden, daß ihnen diese Entwicklung auch alles andere als angenehm ist. Ich denke nur, dass man als Gesellschaft reagieren und gegensteuern muss. Ich habe auch keine passende Antwort für dieses Phänomen und natürlich darf man die Grundwerte und Grundrechte hier nicht missachten. Frage mich jedoch in dem Zusammenhang auf der anderen Seite: Demonstranten dürfen doch auch nicht vermummt auf der Straße rumlaufen. Allerdings wäre ein Verbot in dem Fall viel zu einfach und auch nicht zielorientiert. Macht es nicht viel mehr Sinn, jetzt ein Konzept zu entwickeln, dieser Tendenz entschieden entgegen zu treten statt einfach zuzuschauen, wie diese Menschen sich durch die Verschleierung bewußt ausgrenzen und man auch in Zukunft keinen Zugang mehr finden kann.

Sind hier nicht auch die muslimischen Verbände gefragt, dieser Entwicklung entschieden entgegenzutreten? Und sollte man nicht endlich generell Islam-Unterricht an allen Schulen anbieten, um dieser faktischen Ausgrenzungstendenz entgegenzuwirken? In den Moscheen kann unsere Gesellschaft nur bedingt eingreifen, aber an Schulen kann man Toleranz versuchen zu lehren - in beide Richtungen. 

In anderen Ländern wird dies auch sachlich lösungsorientiert diskutiert. Warum nicht bei uns?

Ich bin der Meinung, "der Islam gehört zu Deutschland". Man kann über den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff verschiedene Meinungen haben, aber diese Aussage als Bundespräsident war mutig und richtig. Wobei ich hier nur am Rande ergänzen will, dass diese Worte eigentlich schon von Wolfgang Schäuble in der Funktion als Bundesinnenminister vier Jahre früher geäußert wurden (Quelle: www.deutschlandradiokultur.de). Dahinter verbirgt sich aber auch die Pflicht der #Toleranz und Offenheit in alle Richtungen. Bewußte Ausgrenzung und die Bildung von Parallelgesellschaften sind von dieser Überschrift nicht erfasst.

Genau so, wie unsere Gesellschaft Herrn #Gauland richtigerweise sofort klargemacht hat, dass Jérôme #Boateng zu uns gehört und wir Stolz auf ihn sind, dass er für uns in der Nationalmanschaft spielt, müssten wir uns auf der anderen Seite viel mehr bemühen, Ausgrenzungen entgegenzutreten und wenn es sein muss auch die Frage stellen: "Wollt Ihr Teil unserer Gesellschaft sein? Dann bitte nehmt zur Kenntnis, dass wir Euch gerne integrieren, aber auch, dass wir vollverschleierte Frauen nicht im alltäglichen Bild unserer Straßen haben wollen."

Unser Land ist (noch) mehrheitlich tolerant, aber leider sind ja Bewegungen ab einer bestimmten Größenordnung nicht mehr steuerbar. Meine Angst bezieht sich darauf, dass eine Gegenbewegung irgendwann mächtig aufkommt, die dann islamfeindliche und rassistische Züge annimmt. Und das braucht keiner. Daher sind wir - die Mitte der Gesellschaft - aufgerufen - jetzt aktiv das Thema auf die Tagesordnung zu bringen, um nicht den Rattenfängern später das Feld zu überlassen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Roland Bone (Montag, 03 April 2017 14:57)

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